GRUPO CONEXÃO CULTURAL

Prof. Jost Funke, Bremen

Überzeugende Beispiele künstlerischer Kooperation zwischen unterschiedlichen Kulturen stellen die im Jahre 2009 entstandenen Diptychen der Maler Alvaro Macieira und Horst Poppe dar. Alvaro Macieira als Künstler aus Angola, mit einer hohen Affinität zur klassischen Moderne Europas, wie sie sich im Werk Picassos findet, arbeitet gemeinsam mit Horst Poppe, dessen Malerei mehr und mehr durch afrikanische Formen inspiriert ist. Der so oft beschworene Austausch der Kulturen hat in den gemeinsamen Werken beider Künstler einen einzigartigen Ausdruck gefunden. So wie Macieira sein afrikanisches Erbe in eine quasi europäische Bildsprache übersetzt so transferiert Poppe europäische Bildgedanken in afrikanische Zeichen und Symbole. Dabei gelingt beiden eine Synthese aus Archaik und Moderne, die in der aktuellen Szene der Malerei einen einmaligen Stellenwert einnimmt. Zunächst ist die Thematik der bis zu 360 cm breiten und bis zu 240 cm hohen Arbeiten von bedrängender Expressivität: menschliche Gestalten, Masken, Tierformen, Symbole, Ornamente und Zeichen füllen in einem dramatischen All-Over die Leinwände nahezu vollständig aus. Beide Künstler artikulieren sich in einer abstrahierten Gegenständlichkeit, die von jeglicher Mimesis weit entfernt ist, aber dennoch „lesbar“ bleibt. Maskenhafte Strenge der Köpfe steht oft in spannungsreichem Gegensatz zu tänzerisch-bewegten Körpern. Tier- und Pflanzenformen interpretieren den Bildkontext mit vielfältigen Akzentuierungen, deren Konkretisierung in den Bildtiteln zu finden ist, d.h. jeder Titel enthält Anspielungen und Hinweise zur Interpretation. Ganz im Sinne der interkulturellen Kommunikation sind die Bezeichnungen der Bilder durchgängig zunächst in afrikanischen Dialekten gegeben (z.B.: Umbundu oder Kikongo) darauf folgt die Übersetzung ins Portugiesische (die Amtssprache Angolas) und schließlich die deutsche Bedeutung. Damit werden Bildtitel zu kleinen poetischen Ergänzungen der malerischen Erzählungen. Etwa: „vatuka-kubata-maka, zurück zu Hause, viele Probleme“. Ein so komplexer Titel ist verständlich, wenn wir berücksichtigen, dass die Bilder sowohl in Angola als auch in Deutschland entstehen und dass die Künstler sich während der gemeinsamen Arbeit in portugiesischer Sprache verständigen. Die Gemeinsamkeit im Schaffensprozess aber führt unmittelbar zur Bildform des Diptychons: jeder Künstler arbeitet an einem Bild, bezieht dieses aber stets auf das parallel entstehende Bild seines kongenialen Malerfreundes. Der synchron verlaufende Malvorgang wird weiter verfestigt indem die beiden Künstler Verbindungslinien und -flächen zwischen ihren Arbeiten einfügen, so dass schließlich aus zwei Einzelbildern ein homogenes Diptychon wird. Dabei bleibt sogar die Möglichkeit offen, beide Bilder auszutauschen: jedes Diptychon bietet demnach mindestens zwei Varianten zum gleichen Thema.
Maceira und Poppe arbeiten in ideeller und damit idealer Harmonie nebeneinander, aber auch aufeinander zu. Ihre Arbeitsweisen haben sich derart angenähert, dass es keiner Absprachen mehr bedarf. Die Inspiration des schöpferischen Vorgangs verbindet auf wunderbare Weise zwei Künstler und mit ihnen zwei Kulturkreise, die zu einer einzigartigen, unverwechselbaren Kunstform verschmelzen, für die beide Künstler den Begriff Conexionismo gefunden haben.