Texte „Conexão Cultural" 2007
 

GRUPO CONEXÃO CULTURAL

Conexionismo – Álvaro Macieiro und Horst Poppe

Prof. Jost Funke, Bremen

Conexionismo - zwei Künstler erschaffen eine neue Bildsprache. Der angolanische Maler Alvaro Macieira und der deutsche Künstler Horst Poppe haben in wahrhaft kongenialer Zusammenarbeit eine Stilform entwickelt, die als authentische “cross culture” Malerei afrikanische Ausdrucksformen mit den Traditionen europäischer Malerei verbindet. Zahlreiche Begegnungen beider Künstler -in Angola wie auch in Deutschland- haben zu Schaffensprozessen geführt, die ungewöhnlich und in dieser Form einmalig ist. Dabei liegen die Quellen der Inspiration bei Poppe in der Kunst Afrikas, in Masken, Stelen, Malereien während sich Macieira durch lyrische Abstraktionen (er nennt Paul Klee als bevorzugten Künstler) beeinflußt zeigt. Selbstverständlich dienen diese Quellen nur dazu, den jeweiligen Personalstil Macieiras und Poppes zu differenzieren und zu nuancieren. Keinesfalls resultiert aus der Beschäftigung mit einer anderen Kultur deren vollständige Adaption. Das heißt : Macieira bleibt in erster Linie ein afrikanischer Maler mit europäischen Affinitäten während Poppes Malerei expressiv und gestisch sich mit afrikanischen Motiven auseinandersetzt.
Die eigentliche Innovation des “Conexionismo” (den Begriff verwenden beide Künstler für ihre Arbeiten) aber liegt darin, daß die Stilelemente zweier individueller Bildsprachen miteinander verbunden werden, sich überlagern, durchdringen und zu einer neuen, unauflösbaren Einheit verschmelzen. Diesen  Gestaltungsrozeß machen beide auch äußerlich dadurch sichtbar, daß sie durchweg mit Diptychen oder Polyptychen arbeiten. Diese Präsentationsformen ermöglichen es, daß zu Beginn der Arbeit jeder Maler für sich an “seinem” Bild arbeiten kann. Erst in einer späteren Arbeitsphase werden die Einzelbilder dann zusammengefügt und in einem anschließenden Vorgang der Homogenisierung erneut überarbeitet. In diesem Teil der Gestaltung greifen beide Maler dann wechselseitig in das Bild des Partners ein, die schöpferischen Anteile vermengen sich, die Rhythmen der individuellen “Handschriften” konkurrieren und korrespondieren, wobei das Resultat immer mehr ist als die bloße Addition zweier Konzeptionen. Gegensätze und Widersprüche - das ist unsere Harmonie” benennt Kandinsky dieses Phänomen. Strahlende Farbigkeit, großflächige Kompositionen, expressiv-reduzierte Figurationen, malerisch-grafische Spannungsgefüge sind Charakteristika dieser Kunst, die in überzeugender Eindeutigkeit belegt, dass die Verbindung zweier Kulturen keine Minderung, sondern eine Steigerung der künstlerischen Intensität bedeutet.